2. Tag: Montalcino - Pienza - Montepulciano (Toskana)
Am Freitag, 17. Mai, fuhren wir zuerst nach Montalcino, wo wir die Festung, die Altstadt, mehrere Kirchen und alte Häuser besichtigten. Bekannt ist das Städtchen für den Rotwein Brunello. Es war gerade Markttag, sodaß die Fassade der Kirche Sant' Agostino (14. Jhdt.) mit Marktständen verstellt war. Das Wetter war zwar recht freundlich, aber sehr kühl und windig.
Um ca. 10.30 Uhr fuhren wir weiter nach Pienza, der Stadt von Papst Pius II. Er wurde in dem einstigen kleinen Dorf Corsignano geboren, als Enea Silvio Piccolomini zum Papst gewählt und entschloß sich, seine Geburtsstadt groß auszubauen und umzubenennen. 1459 ließ er vom Baumeister Bernardo Rosselino am Hauptplatz eine Kathedrale, den Papstpalast und Gebäude für die Kardinäle errichten. Leider sackt die Kathedrale im Chorbereich immer mehr ab, weil sich der Chor über dem Abgrund senkt. Der Boden im Kircheninneren ist bereits total schief. Die alte Pfarrkirche, etwas von der Stadt entfernt, ist sehr besichtigenswert, sie besitzt einen runden Campanile (sehr selten!) und ein interessantes S-Portal mit der Darstellung der Hl. 3 Könige.
Am Nachmittag ging es weiter nach Montepulciano, einem berühmten Weinstädtchen (Nobile di Montepulciano). Es ist eine der am besten erhaltenen Spätrenaissancestädte der Toskana, wobei das wichtigste Bauwerk etwa 2 km außerhalb des Zentrums liegt, die von Antonio da Sangallo d. Ä. 1518 - 1545 errichtete Kirche San Biagio (aus goldgelbem Traverin). Wir konnten den Dom auf der Piazza Grande (mit hochwertiger Ausstattung von Michelozzo), das Rathaus mit Turm, den schönen Renaissancebrunnen von 1520 und etliche Palastfassaden bewundern. Der Torre di Pulcinella mit einer Figur, welche die Stunden schlägt, liegt nahe der Kirche Sant' Agostino mit einer Fassade von Michelozzo. Der berühmteste Sohn der Stadt war der Humanist und Poet Poliziano, nach ihm sind eine Straße und ein schönes Café benannt. Um ca. 18.00 Uhr traten wir die Rückfahrt an und genossen anschließend wieder ein delikates italienisches Abendessen mit Rotwein. Später mußte ich mir noch rasch einen Pullover und eine Weste kaufen, da ich nicht mit so kühlen Temperaturen gerechnet hatte. (98 km)
Montalcino

Idyllisches Zypressenwäldchen.

Schon Etrusker und Römer siedelten auf dem 567 m hohen Hügel
mit der weithin sichtbaren Burg La Rocca.

Im 14. Jhdt. erbaut, mit Wehrgang und Schalentürmen, ist die Burg heute
im Inneren leer.

In einem Turm befindet sich eine Weinhandlung. Rechts einladendes Schild
einer Trattoria.

Der berühmte Brunello wird überall angeboten. Mittelpunkt der Stadt
ist die Piazza del Popolo
mit dem Palazzo Communale (13. Jhdt.) mit schlankem
Glockenturm und in die Fassade eingemauerten Wappen.

Enge gewundene, teils überbaute Gässchen führen die hügelige
Stadt hinauf.

Alter Palazzo mit schönem Innenhof (Palazzo Pieri, 16. Jhdt.).

Der typische Brunnen im Innenhof, ein interessantes Wappen (3 Säulen),
Ziegelfußboden.

Ein kleiner Palazzo, in dem Privatzimmer vermietet werden (Haus der Bären).

Links Kirchlein mit Glockentürmchen, rechts Fassade der Chiesa di Sant'
Egidio (von 1325).
Davor Säule mit der sienesischen Wölfin mit Senius und Aschinus, den
Söhnen von Remus,
die nach Siena geflohen waren, nachdem ihr Onkel
Romulus ihren Vater Remus erschlagen hatte.

Schlichte Fassade, im einschiffigen Innenraum offener Dachstuhl und einige Freskenreste.

Stadttor und Blick in die Hügel von Montalcino.
Pienza

Das Städtchen Corsignano der Familie Piccolomini wurde zu Pienza (Stadt
des Pius),
es liegt auf einem Hügel und ist mit Stadtmauer und -toren
versehen.

1458 wurde Enea Silvio Piccolomini zum Papst Pius II gewählt. Er verlegte
seine Residenz hierher
und begann eine rege Bautätigkeit. Ziel war die Errichtung einer Idealstadt.
Zentrum ist die
Piazza Pio II mit Dom, Papstpalast (Vorbild Palazzo Rucellai
in Florenz) und Kardinalspalast.
Links der Palazzo Communale (Rathaus, 14. Jhdt.), Mitte der Dom Santa Maria
Assunta und
der Papstpalast mit schönem Ziehbrunnen davor (1462) , rechts Renaissance-Domfassade
mit antikisierendem Triumphbogen-Motiv vom Baumeister Bernardo Rossellino (1459
bis 1462).

3schiffige Kirche mit kleeblattförmigen Bündelpfeilern (nach dem Vorbild
österr. gotischer Hallenkirchen), rechts der absackende Chor.

Schöner Innenhof des Diözesanmuseums, typisches Käsegeschäft.

Schmales hohes Haus mit gotischen Fenstern, niedliche Schafe werben für
Schafskäse.

Etwas außerhalb liegt die Pfarrkirche Pieve di San Vito, einst Hauptkirche
des mittelalterlichen Corsignano.
Sie wurde von lombardischen Baumeistern Ende des 12. Jhdts. errichtet, ungewöhnlich
ist der zylindrische Campanile.

3schiffiger Innenraum mit offenem Dachstuhl und rechteckigen Pfeilern, S-Portal
mit dem Zug der Hl. Drei Könige im Sturz.

Reliefs der Gewände: Ranken, Blätter, Köpfchen und Fabeltiere,
rechts Kentaur mit Armbrust.

Hügellandschaft mit "Casa colonica", dem typischen Bauernhaus
der Toskana.
Montepulciano

Die Stadt der Weinliebhaber liegt auf einem 605 m hohen Hügel zwischen
dem Val di Chiana und dem Val d' Orcia.
Sie war schon von den Etruskern besiedelt. Wichtigstes Bauwerk ist heute die
Kirche San Biagio (16. Jhdt.).

Ein Mauerring und Stadttore schützten die Stadt vor Feinden, hier ein Doppeltor,
die sog. Porta Farina (Mehltor).

Inneres eines alten Hauses, steile Straßen führen bergan.

Weiteres Tor auf dem Weg zur Burg, stimmungsvoller Innenhof.

Castello di Montepulciano von 1465, heute Touristenunterkunft.

Domplatz Piazza Grande mit dem Rathaus links (14. Jhdt.) mit Turm (erinnert
an den Palazzo Vecchio in Florenz),
dem Dom (Mitte) mit unvollendeter Fassade und dem schönen Renaissancebrunnen
rechts von 1520.

3schiffiger Dom (1592 - 1630) von Ippolito Scalza mit bemerkenswerten Grabmonumenten
(Michelozzo, 15. Jhdt.).
Hauptaltar mit Tryptichon Mariä Himmelfahrt (1401) von Taddeo di Bartolo.

Taufkapelle mit Altar von Andrea della Robbia (16. Jhdt.), Grabmal des Bartolomeo
Aragazzi von Michelozzo (1427 - 1438),
rechts Madonna del Pilastro von Sano di Pietro (15. Jhdt.).

Torre di Pulcinella (15. Jhdt.) mit neapolitanischer Holzfigur, die die Stunden
schlägt.

Chiesa di Sant' Agostino, Fassade von Michelozzo (15. Jhdt.) mit spätgotischen
Elementen
und Renaissance-Dekorationen, Tympanon aus Terrakotta (Madonna, Johannes und
Augustinus).

Einschiffiger Innenraum (im 18. Jhdt. umgestaltet) mit schönen Tafelbildern.

Berühmtester Sohn der Stadt war der Humanist und Poet Poliziano, hier das
gleichnamige schöne Café.

Kirche San Biagio von Antonio da Sangallo d. Ä. (1518 - 1545), Zentralbau
der Renaissance,
Grundriß eines griechischen Kreuzes, Glockentürme nach 1550, nur
einer vollendet.
Rechts eine Hochzeitsgesellschaft mit Oldtimern, die der Farbe nach geparkt
waren.

Zauberhafte toskanische Landschaft.